Wusstet du, dass mehr Zimmerpflanzen an den Folgen einer Überwässerung sterben als an Wassermangel? Dies liegt nicht zuletzt an der durch die Staunässe begünstigte Wurzelfäule.
Wie du Wurzelfäule erkennen, behandeln und vorbeugen kannst erkläre ich dir hier! Dabei verzichte ich auf die üblichen Methoden, bei denen du nur hoffen kannst, und zeige dir, was wirklich funktioniert.
Was ist Wurzelfäule?
Bevor wir darauf eingehen, was du bei Wurzelfäule machen kannst, sollten wir kurz klären, was Wurzelfäule überhaupt ist. Wie der Name schon andeutet faulen bei der Wurzelfäule die Wurzeln einer Pflanze.
Genauer gesagt stirbt zuerst die Epidermis der Wurzel. Da diese Wasser und Nährstoffe absorbiert, ist die Wurzel ohne sie nicht mehr überlebensfähig. Danach werden die nun freigelegten Schichten unter der Epidermis angegriffen.
Dies führt dazu, dass nach und nach immer mehr Wurzeln absterben. Die Wurzelfäule frisst sich förmlich durch das Wurzelwerk. Hierbei kann es auch passieren, dass der Stamm und die Basis ebenfalls anfangen zu faulen. Die sogenannte Stammfäule entsteht.
Wurzelfäule sorgt gleichzeitig dazu, dass die Gesundheit der Pflanze recht schnell abnimmt. So können Blätter abgeworfen werden oder ganze Triebe sterben.
Hinzu kommt, dass Wurzelfäule nicht wählerisch ist. Jede Pflanze kann befallen werden. Bei manchen Pflanzen tritt die Fäule jedoch öfter auf als bei anderen.
Ursachen für Wurzelfäule
Die Ursachen für Wurzelfäule können äußerst komplex und schwer auszumachen sein. Müssen sie aber nicht. In vielen Fällen entsteht Wurzelfäule durch Pflegefehler. Aus diesen resultiert dann die Wurzelfäule.
Wichtig zu wissen ist, dass die Bakterien und Pilze, welche Wurzelfäule auslösen können, bereits im Substrat enthalten sind. Dies ist zunächst kein Problem, da die Abwehr der Pflanze ihnen in gesunden Zustand ohne Probleme standhält.
Problematisch wird es, wenn dieses Gleichgewicht ins Schwanken gerät. So können sich sowohl Pilze als auch Bakterien in nassen und dauerhaft feuchten Substraten optimal vermehren.
Wurzelfäule durch Pflegefehler
Den Grundstein für Wurzelfäule legt in den meisten Fällen zu viel Feuchtigkeit. Häufig tritt sie auf, nachdem eine Pflanze übergossen wurde. In diesem Fall ersticken die Wurzeln. Danach beginnen sie zu rotten bzw. zu faulen.
Begünstigt wird dies, wenn deine Pflanze im falschen Substrat für Zimmerpflanzen steht.
Ein anderer Grund kann jedoch auch unzureichendes Gießen sein. In diesem Fall vertrocknen die Wurzeln und sterben dadurch ebenfalls ab. Werden sie jetzt wieder befeuchtet, bieten sie guten Nährboden für verschiedene Bakterien und Pilze.
Wurzelfäule durch Bakterien
Eine Infektion mit Bakterien tritt häufig kurz nach oder parallel mit einer Pilzinfektion auf. Sie ist an braunen, teils matschigen und nach Verwesung riechenden Stellen erkennbar. Diese müssen nicht zwingend in der Nähe der Wurzeln liegen, sondern können an der ganzen Pflanze auftreten.
Bei einer durch Bakterien ausgelöste Wurzelfäule helfen leider keine Hausmittel oder andere Hilfsmittel. In vielen Fällen muss daher die Pflanze entsorgt werden.
Bakterien, die unter anderem Wurzelfäule auslösen können, sind unter anderen:
Wurzelfäule durch Pilze
Wenn die Wurzeln nicht durch Pflegefehler sterben, stehen Pilze als nächster Verdächtiger parat. Es gibt verschiedene Pilze, welche die Pflanze und ihr Wurzelwerk befallen können. Die beiden häufigsten sind Phytophthora sowie Pythium.
Ihre Sporen verweilen besonders lange im Substrat. Dies ist einer der Gründe, weshalb du alte Substrate nicht erneut verwenden solltest.
Diese Pilzsporen können auch auf andere Pflanzen übertragen werden. Dies geschieht entweder über die Luft oder Insekten. So können im Substrat lebende Trauermücken diese Sporen auf andere Pflanzen übertragen.
Theoretisch kann also eine Pflanze, welche von Wurzelfäule und Trauermücken heimgesucht wird, andere Pflanzen anstecken. Praktisch funktioniert dies jedoch nur, wenn die anderen Pflanzen einen geeigneten Nährboden – in unserem Fall zu viel Feuchtigkeit – bieten.
Wurzelfäule erkennen
Häufig bleibt Wurzelfäule lange unentdeckt. Erst, wenn sie fortgeschritten ist, erkennt man sie auch an dem sichtbaren Teil der Zimmerpflanze. Hier gibt es viele verschiedene Anzeichen.
Eine Auswahl habe ich dir hier nach Häufigkeit absteigend sortiert zusammengestellt.
Staunässe
Staunässe ist mit Abstand die häufigste Ursache, aber auch das offensichtlichste Erkennungsmerkmal von Wurzelfäule. Steht über längere Zeit Wasser im Untersetzer oder ist das Substrat quellend nass, ist mit ziemlicher Sicherheit Wurzelfäule die Folge.
Häufig gehen ein unangenehmer Geruch und gelbe Blätter einher.
Verfärbte, gelbe Blätter und schwarze Blattflecken
Verfärben sich die unteren Blätter gelb, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf Fäule sein. Danach fangen sie meistens an von außen braun zu werden. Besonders wenn das Substrat gleichzeitig feucht ist, solltest du die Wurzeln untersuchen.
Ein weiteres Anzeichen können auch schwarze Flecken auf den Blättern sein.
Welke Triebe
Nach den Blättern fangen auch die Triebe an zu welken. Verändert sich dies nicht, wenn du die Zimmerpflanze gießt, solltest du auch hier die Wurzeln kontrollieren. Besonders hellhörig solltest du werden, wenn die Triebe plötzlich und ohne Veränderung der Pflege auftreten.
Verfärbte und faulende Wurzeln
Gesunde Wurzeln der meisten Pflanzen sind weißlich bis rötlich. Nehmen sie eine braune Farbe an und werden dabei weich, handelt es sich um Wurzelfäule. Wenn du dir unsicher bist, ob eine Wurzel am faulen ist, kannst du sie einfach leicht zwischen zwei Fingern rollen.
Ist sie weich, matschig oder löst sich von der Pflanze ist sie am faulen.
Weiche Stängel und Basen
Ist die Wurzelfäule fortgeschritten, kann sie auch die Basis von Pflanzen befallen. In diesem Fall werden sie weich. Drücke daher bei Verdacht die Basis und den Trieb leicht. Fühlt er sich weich an, kann es sich um bereits fortgeschrittene Wurzelfäule handeln.
Pflanze steht wackelig
Noch deutlicher als der vorherige Punkt wird das Ausmaß der Wurzelfäule, wenn die Pflanze ihren Halt verliert. In diesem Fall sind nicht mehr genug gesunde Wurzeln vorhanden, um die Pflanze zu stabilisieren. Auch hier empfehle ich dringend einen Blick auf die Wurzeln zu werfen.
Fauliger Geruch
Besteht die Wurzelfäule bereits länger, wird sich rund um die Pflanze ein fauliger Geruch breit machen. Er ist ein ziemlich eindeutiger Indikator und sollte unbedingt untersucht werden.
Langsames Wachstum
Der letzte und wohl unauffälligste Indikator ist ein langsames Wachstum. Dieses kann unterschiedlichste Gründe wie Standort und Nährstoffversorgung haben. Steht deine Zimmerpflanze jedoch an einem geeigneten Standort und ist ausreichend mit Nährstoffen versorgt, kann sich ein Blick auf das Wurzelwerk durchaus lohnen.
Wie sehen von Wurzelfäule betroffene Wurzeln aus?
Gesunde Wurzeln haben allgemein einen helleren Farbton. Dieser variiert je nach Haltung deiner Pflanze. Hältst du sie in einer passiven Hydrokultur sind die Wurzeln fast weiß bis beige.
Im Substrat sind sie etwas dunkler. Hier haben sie einen hellen bis mittleren Braunton. Kokoserde kann sie etwas dunkler färben. Beachte jedoch, dass es auch Pflanzen mit pinken bis roten Wurzeln gibt.
Sind die Wurzeln von Wurzelfäule betroffen, sind sie dunkelbraun bis schwarz. Sie riechen faulig und fühlen sich weich an. Oft lässt sich das Gewebe rund um den Kern der Wurzeln einfach abstreifen.
Wurzelfäule behandeln
Nun kommen wir zum spannenden Teil. Wir gehen davon aus, dass du deine Pflanze bereits aus ihrem Topf genommen und Wurzelfäule eindeutig identifiziert hast.
Im nächsten Schritt entfernen wir so viel Substrat wie möglich. So können wir nicht nur die Wurzeln einfacher untersuchen, sondern wirken gleichzeitig der Rückkehr pilzbedingter Wurzelfäule entgegen.
Pilzsporen und tote Wurzeln können gesunde Wurzeln zum faulen anregen. Daher wird das alte Substrat entsorgt. Verwendest du ein mineralisches Substrat wie Blähton, kannst du diesen abkochen und wiederverwenden.
Nun da die Erde entfernt ist, empfehle ich die Wurzeln ein mal abzuspülen um auch die letzten Substratreste zu entfernen.
Ist dies geschehen legen wir uns im nächsten Schritt eine saubere und scharfe Klinge zurecht. Desinfiziere diese vor und nach der Behandlung. So verhinderst du die Übertragung auf andere Pflanzen und gesunde Wurzeln.
Untersuche jetzt das Wurzelwerk auf rottende Wurzeln. Wenn die Wurzel noch nicht komplett verrottet ist, schneide sie ca. 2-3 cm über dem faulenden Teil ab. So hast du einen Puffer, falls die Fäule nicht sichtbar bereits weiter fortgeschritten ist.
Schneide die Wurzel nicht komplett ab, wenn sie nicht komplett bis zur Basis hin am faulen ist.
Bist du dir unsicher, ob eine Wurzel am faulen ist, kannst du sie leicht zwischen deinen Fingern drehen oder an ihr ziehen. Löst sie sich ohne Probleme von der Pflanze ist sie am faulen.
Nun kommen wir zum wahrscheinlich wichtigsten Schritt – dem Desinfizieren. Bereite hierfür eine Mischung aus 3 % Wasserstoffperoxid* und Wasser vor. Ich selbst nutze ein Verhältnis von 1:1. Also einen Teil Wasser und den gleichen Teil Wasserstoffperoxid.
Wenn du dir unsicher bist (war ich mir beim ersten Mal auch) kannst du ein Verhältnis von 2 Teilen Wasser und 1 Teil Wasserstoffperoxid verwenden.
Tauche das Wurzelwerk kurz in die Lösung. Ein längeres Einwirken ist nicht notwendig. Das Wasserstoffperoxid tötet zuverlässig Bakterien und Pilze ab.
Wenn du kein Wasserstoffperoxid zur Hand hast, kannst du auch Bleichmittel* verwenden. Hier kannst du 3 bis 6 Tropfen auf 1 Liter Wasser geben. Ein weiteres Mittel, welches ich jedoch noch nicht selbst testen konnte, ist eine Lösung aus 1 TL Neemöl*, ½ TL Flüssigseife und 1 l Wasser.
Danach kannst du optional noch ein Fungizid* einsetzen.
Als Nächstes wird die Pflanze nun wieder eingepflanzt. Verwende jedoch nicht das alte Substrat, da dieses kontaminiert ist. Die Wurzelfäule würde also mit ziemlicher Sicherheit zurückkehren. Mineralisches Substrat wie Blähton kannst du sterilisieren oder ebenfalls entsorgen.
Wenn du den alten Topf verwenden möchtest, empfehle ich dir ihn zuvor gründlich und mit einem aggressiven Reiniger zu säubern.
Hat deine Zimmerpflanze viele Wurzeln verloren, solltest du einen kleineren Topf wählen. So verringerst du die Wahrscheinlichkeit des Überwässerns. Ich habe in diesen Fällen gute Erfahrungen mit Sphagnum Moos anstelle von Substrat gemacht. Halte es nur feucht und nicht nass.
Verwende in den kommenden 10 bis 12 Wochen keinen Dünger. Auch wenn man denken könnte, dass Nährstoffe jetzt genau das Richtige sind, um die Pflanze wieder zu alter Gesundheit zu bringen, setzt das Verzichten auf genau diese Nährstoffe Reize zur Wurzelbindung.
Die Pflanze versucht so durch mehr Wurzeln die fehlenden Nährstoffe zu erreichen.
Als Letztes kommt der wohl emotional schwierigste Schritt für dich: Das Entfernen von Blättern. Doch wieso solltest du überhaupt Blätter entfernen, wenn doch schon die Wurzeln eine Baustelle für die Zimmerpflanze sind?
Zwar sind die Blätter entscheidend für die Fotosynthese, jedoch verdunstet über sie auch viel Feuchtigkeit. Das ist bei einem ausreichenden Wurzelwerk kein Problem, da stetig neues Wasser durch die Pflanze zirkuliert. Ohne dieses Wurzelwerk kann die Pflanze jedoch die Blätter nicht ausreichend versorgen.
Daher solltest du im Verhältnis zu den verlorenen Wurzeln auch Blätter entfernen. Hat deine Pflanze also die Hälfte ihrer Wurzeln verloren, empfehle ich dir, die Hälfte der Blätter zu entfernen.
Alternativ ist jetzt die Chance einen Ableger statt den Blättern zu schneiden. So hast du ein Backup, falls deine Pflanze zu viele Wurzeln verloren hat oder aus anderen Gründen nicht überleben sollte.
Versuche die Pflanze in den kommenden Wochen eher trocken zu halten. Gieße also erst, wenn das Substrat oberflächlich angetrocknet ist. So verhinderst du erneut optimale Bedingungen für Pilze und Bakterien zu schaffen.
Wurzelfäule vorbeugen
Nun ist es also geschafft. Deine Pflanze wurde gegen die Wurzelfäule behandelt und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Doch wie kannst du verhindern, dass Wurzelfäule erneut auftritt?
Verhindere Staunässe um jeden Preis
Staunässe lässt nicht nur die Wurzeln ersticken, sondern sorgt auch für ausreichend Feuchtigkeit, um Bakterien und Pilzen optimale Lebensräume zu schaffen. Daher solltest du deine Pflanze nur gießen, wenn es nötig ist und auf eine feste Gießroutine verzichten.
Verwende kein organisches Substrat mehr als ein Mal
Altes Substrat sollte nicht wiederverwendet werden. Generell gesprochen nehmen die Nährstoffe mit der Zeit ab und auch die Eigenschaften können sich verändern. Hatte eine Pflanze in dem Substrat Wurzelfäule, ist dieses kontaminiert.
Wird es erneut verwendet, wird die Pflanze mit ziemlicher Sicherheit erneut Wurzelfäule bekommen.
Überdüngung
Auch Überdüngung kann zu Wurzelfäule führen, denn die Wurzeln verbrennen und sterben dann ab. So haben die Pilze und Bakterien auch hier einen guten Nährboden.
Wurzelfäule, welche durch Überdüngung ausgelöst wurde, hat den Hang dazu sich recht schnell zu Stammfäule weiterzuentwickeln.
Verwende Zimt
Zimt kann nicht nur gegen Schädlinge helfen, sondern wirkt auch geben Pilze. Zudem kann es die Pflanze anregen neue Wurzeln auszubilden. Du kannst den Zimt* entweder auf das Substrat geben oder es untermischen.
Alternativ kannst du auch ein Spray herstellen:
- Gebe 1 Liter Wasser in eine Schüssel
- Mische 2 Esslöffel Zimt in das Wasser
- Lasse die Mischung über Nacht ziehen
- Filtere die Mischung (z. B. mit einem Kaffeefilter)
- Gebe das gefilterte Zimt-Wasser in eine saubere Sprühflasche
Nun kannst du es bei Bedarf auf das Substrat oder direkt auf die Wurzeln sprühen. Achte darauf, bei beiden Methoden echten Zimt und keinen Zimt-Verschnitt zu verwenden.
Verwende ab und an Wasserstoffperoxid
Wasserstoffperoxid kann nicht nur eingesetzt werden, wenn Wurzelfäule bereits vorhanden ist, sondern auch präventiv. So kannst du deine Pflanze hin und wieder mal mit einer Lösung aus einem Teil 3%igen Wasserstoffperoxid* und einem Teil Wasser gießen.
Dies hilft nicht nur gegen Trauermücken, sondern auch um die Bakterien und Pilzsporen in Schach zu halten. Vergesse nur nicht, dass hierbei auch gute Bakterien abgetötet werden.
Ein weiterer Vorteil von Wasserstoffperoxid ist, dass es Sauerstoff an die Wurzeln bringt.
Lasse dich beim Gießen nicht von dem Brausen des Substrats irritieren. Dies ist die normale chemische Reaktion.
Behalte bei mineralischem Substrat den Sauerstoffgehalt und pH-Wert im Auge
Tritt Wurzelfäule bei mineralischem Substrat auf, ist häufig zu wenig Sauerstoff im Wasser oder der pH-Wert ist zu niedrig.
Wechsel regelmäßig das Wasser in deiner Hydrokultur oder führe ihm zusätzlich Sauerstoff hinzu. Je nach Pflanze sollte der pH-Wert zwischen 5,0 und 6,5 liegen.
Mein Fazit
Bei Wurzelfäule ist Eile geboten. Je mehr Wurzeln betroffen sind, umso geringer ist die Überlebenschance. Daher kann es sein, dass es in manchen Fällen besser ist Stecklinge zu schneiden und diese zu bewurzeln.
Viele Pflanzen können sich jedoch mit den richtigen Maßnahmen wieder fangen und zu alter Pracht wachsen. So hat eine meiner Monstera Adansonii Variegata quasi alle ihre Wurzeln verloren.
Heute, nach etwa 3 Monaten ist sie wieder auf dem Stand vor der Wurzelfäule. Gebe also nicht die Hoffnung auf!
Nicht verpassen!
Letzte Aktualisierung am 25.03.2023 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API